Vom ersten Patientengespräch bis zur Entlassung.
Keine Angst vor einer Operation.
Für Patienten ist die Entscheidung, sich mit Beschwerden einem bestimmten Chirurgen anzuvertrauen nicht
immer leicht.
Sie erfolgt wohlüberlegt und ist das Produkt mehrerer Überlegungen, meist ist die Empfehlung des Hausarztes ausschlaggebend.
Als Chirurg bin ich mir sehr wohl bewußt, was ein derartiger Vertrauensvorschuß für mich bedeutet.
Im Folgenden will ich nun - am Beispiel eines Patienten mit Gallensteinen - alle vorgesehenen Handlungen, vom Erstgespräch über die Operation bis zum Behandlungsende, beschreiben.
Damit möchte ich einen Beitrag liefern, um etwaige Unklarheiten, aber auch Ihre Ängste zu beseitigen.
Untersuchung
Nehmen wir einmal an ein Patient sucht wegen Gallenkoliken den Hausarzt auf.
Ursache der meist krampfartigen Schmerzen im rechten Oberbauch mit Ausstrahlung in den Rücken sind meist Gallensteine.
Um die Verdachtsdiagnose zu bestätigen wird nun der Patient an ein Röntgeninstitut zur Ultraschalluntersuchung des Oberbauches und an ein Labor überwiesen.
Überweisung an den Facharzt
Anschließend kommt er mit den Befunden in die Ordination des chirurgischen Facharztes. Nach der eingehenden klinischen Untersuchung werden alle Befunde besprochen.
Die medikamentöse Behandlung des Gallensteinleidens ist unwirksam, es kommt daher nur die Entfernung der Gallensteine in Frage.
Dies erfolgt in dafür spezialisierten Abteilungen zu mehr als 90% mit dem Bauchspiegel (laparoskopische Cholecystektomie oder „Knopflochverfahren"), also ohne Bauchschnitt.
Selten muß z.B. wegen Unklarheiten anatomischer Strukturen auf die herkömmliche, offene Operation umgestiegen werden. Gelegentlich ist es notwendig, vor der Operation in den Hauptgallengang abgegangene Steine mit einem Endoskop zu entfernen (ERCP).
Vorbereitung
Es wird nun ein Operationstermin im Krankenhaus vereinbart. Der Patient erhält die Überweisung und zusätzlich eine Liste zu erhebender Voruntersuchungen.
Diese umfassen Lungenröntgen, EKG, spezielle Blutabnahmen und die Beurteilung der Narkosefähigkeit durch einen Internisten.
Nach der Aufnahme im Spital, also am Eingriffsvortag, bespricht der Chirurg alle operationsrelevanten Details mit dem Patienten, wobei er auch auf mögliche Komplikationen bei der Operation eingeht.
Anschliessend gibt der Patient dem Chirurgen mit seiner Unterschrift die schriftliche Einwilligung für den Eingriff (Operationsrevers) und dem Anästhesisten für die Durchführung der Narkose.
Nun steht dem beruhigten Patienten eine gute Nacht im Krankenhaus, frei von Angst, nichts mehr im Wege.
Der Operationstag
Am folgenden Tag, dem Operationstag, steht der Operateur noch einmal zur Verfügung, um letzte Unklarheiten zu beseitigen.
Der Patient erhält in der Folge eine Tablette als Beruhigungsmittel und wird in den Operationssaal geführt, wo er von seinem, ihm bereits bekannten Anästhesisten in Empfang genommen wird. Hernach erfolgt die Lagerung am Operationstisch.
Die Narkose wird mit der Injektion eines Medikamentes eingeleitet. Sie versetzt den Patienten in einen Tiefschlaf während dem die Operation völlig schmerzfrei durchgeführt werden kann.
In der Zwischenzeit wurden alle erforderlichen Instrumente für die laparoskopische Operation durch die Op-Schwester bereitgestellt: röhrenförmige Luftschleusen, sog. Trokare, eine fernbedienbare Schere und Pinzette, ein Applikator für kleinste Metallclips, ein elektrisch erhitzbares Minihäkchen und alle optischen und elektronischen Einrichtungen wie Videokamera und Monitore.
Pneumatische Vorrichtungen, die den Eingriff in der mit CO2- Gas gefüllten Bauchhöhle erlauben, werden betriebsbereit gemacht. Nun kann die Gallenblasenoperation mit Hilfe von übertragenen Fernsehbildern aus dem Bauchraum beginnen.
Die Operation
Nach sterilem Waschen und Abdecken der Haut durch die instrumentierende Schwester führt der Chirurg den Bauchspiegel mit montierter Kamera und das laparoskopische Spezialinstrumentarium über vier zarte Hautschnitte in die Bauchhöhle ein.
Sehen Sie einen kurzen Film zur Veranschaulichung:
Der Operateur erkennt jetzt am Monitor ein detailgetreues, vergrößertes Bild der inneren Organe und löst die steinetragende Gallenblase aus ihrer bindegewebigen Verankerung in der Leber aus.
Der Gallenblasenstiel und ein kleines Blutgefäß werden mit Metallclips abgeklemmt und durchtrennt. Anschließend kann die Gallenblase zusammen mit den Steinen über den Zugang am Nabel herausgezogen werden.
Nun entfernt der Chirurg alle Trokare und Instrumente und versorgt auch die kleinen Wunden an der Bauchdecke.
Anschließend kann die Narkose beendet werden. Der noch schläfrige Patient verbleibt nach Transferierung zur Aufwachstation in der Obhut von Schwsestern, die für Schmerzfreiheit und Normalisierung von Atem- und Kreislauffunktion sorgen.
Nach der Operation
In den folgenden zwei Tagen ist eine zügige Mobilisierung und Kostaufbau beim Patienten vorgesehen.
Im Rahmen der abschließenden Visite überzeugt sich der Operateur vom normalen Wundheilungsverlauf, eventuell werden noch Nähte oder Klammern entfernt. Manchmal ergibt sich auch die Notwendigkeit einer Ultraschalluntersuchung.
Der Patient hat die Gelegenheit Fragen bezüglich körperlicher Schonung und Ernährung zu Hause zu stellen. Es wird nun noch die abschließende klinische Kontrolle in der Praxis des Chirurgen terminlich vereinbart.
Der Patient ist endlich seine Gallensteine los, und wird gesund nach Hause entlassen.